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Zitate Adolph Kolpings (6)

Nur keine großen Dinge versprechen, auch selbst dann nicht, wenn man sie halten kann. Besser nichts versprechen, aber mehr leisten, als die Leute sich vorgestellt. (KS 2, S. 246f. )

Die Wahrheit ist von Natur aus ungeniert, fast grob und deshalb nicht überall gern gesehen. Zwar haben die reichen Leute gern, daß man den Armen die Wahrheit sagt, die Armen haben ihre Freude daran, daß man sie den Reichen sagt, die Stadtbürger schmunzeln vergnügt, wenn man die Bauern abkanzelt, und die Bauern ärgern sich gar nicht, wenn man über die Stadtbürger loszieht; aber den meisten Menschen kommt sie ungelegen, wenn man sie ihnen selber sagt. … . Die Wahrheit hat deshalb auch in der Regel kein großes Publikum. (KS 4, S.237f.)

Ohne sie, diese gegenseitige, sich selbst wahrhaft aufopfernde eheliche Liebe wird keine Harmonie in der Familie möglich sein, und doch soll diese Harmonie das Leben so eng, ja unlöslich verbundener Menschen regeln, erhalten und tragen. Da die Eheleute, das menschliche Fundament der Familie, nicht bloß für heute und morgen, sondern für die Lebenszeit in ehelicher Liebe sollen und müssen verbunden bleiben, ja ihre Liebe zueinander auch noch Größeres und Wichtigeres zu erhalten und zu pflegen hat als sich untereinander, muß auch dafür gesorgt sein, daß die Flamme dieser Familienliebe nicht im Laufe der Zeit und im Wechsel der Gefühle und Empfindungen zusammenschmilzt oder gar erlischt. (KS 4, S.253)

Die täglich sich erneuernde Liebe, weil sie täglich füreinander tätig ist, ist die Würze des Familienlebens; diese füreinander tätige Liebe, durch die der eine sein Glück im Glücke des andern sucht, verleiht … jene merkwürdige Spannkraft, welche durch alle Beschwer des Lebens hindurchträgt und mit jedem neuen Tage die Familienmitglieder enger und kräftiger unter sich verbindet. (KS 4, S.254)

Was der Familie frommt, das frommt dem Volke, was der Familie schadet, das schadet dem Volke. (KS 4, S.256)

Wer meint, man könne das praktische Leben unter ein gewöhnliches Rechenexempel bringen, der versteht vom wirklichen Leben selbst nichts, stößt überall auf unvorhergesehene Hindernisse, sieht sein bestes Meinen jeden Augenblick durchkreuzt und richtet, statt Segen zu verbreiten, nur Unglück und Verwirrung an, wenn er versucht, mit Gewalt seine einseitige Theorie dem praktischen Leben anzupressen. (KS 4, S.261)

Die Zeit, an sich betrachtet, ist völlig wertlos; sie erhält den Wert für uns erst durch unsere Tätigkeit in ihr. (KS 4, S.262)

So sind die Menschen von heute. Je weniger sie das Heilige begreifen, um so höher heben sie das bloß Menschliche und bauen diesem in ihrer Art Altäre. (KS 7, S.53)

Bald ist Altes eingerissen, schwer tüchtig Neues gebaut. (KS 7, S.65)

Doch, das männliche Geschlecht ist vorherrschend das egoistische. (KS 7, S.99)

Weil durchaus ein Mensch den anderen nötig hat, deshalb ist die Menschheit ein zusammengehöriges Ganzes. (RV 1856, S. 21)

Sind es nicht meistenteils die zornmutigen Eltern selbst, welche ihren Zorn, ihre persönliche Heftigkeit, der nur der Schein von Gerechtigkeit anhängt, in das Kind hineinstrafen, so daß der Eltern Zorn und Heftigkeit bald als bittere Frucht aus dem mit Härte und Unrecht behandelten Knaben hervorwächst, so daß im Grunde doch nur aus dem vor Zorn verzerrten Antlitze ihres Kindes das eigene verzerrte Zornantlitz ihnen entgegengrinst? (RV 1856, S. 230)

Die meisten Menschen sind zu dem gemacht worden, was sie sind, und der Grund zu ihrer Art wird gewöhnlich in der ersten Entwicklung der Jugend gelegt. Wir sollten uns deshalb nicht mehr über die Menschen beklagen, als recht ist, jedenfalls aber unsere Hauptsorge auf die Erziehung - ich sage es nochmals - der Eltern, der Erzieher selber wenden. (RV 1856, S. 231)

Mancher ist zum Dieb, zum Spitzbuben und Schuft geworden, weil die Leute ihn dafür hielten und ihn demnach behandelten, bevor er es war. (RV 1856, S. 231 )

Gemach, ihr Leute. Auch wenn ihr Eisenbahnen und elektrische Drähte rund um die Welt anlegt und aus dem Süd- oder Nordpol die Erdachse herauszuziehen versuchtet - in die Höhe, zum Himmel, kommt ihr trotz Dampf und Elektrizität um keinen Zoll weiter, und alle Aktien der ganzen Welt gelten an der Himmelstür keinen Heller. (RV 1856, S. 234)

Wer den jungen Menschen gar zu sehr vor jedem rauhen Lüftchen bewahren will, gleichsam über die junge Menschenpflanze eine Glasglocke stülpt, verdirbt sie oft von vornherein, weil sie dem frischen, oft rauhen Luftzuge des Lebens hintennach keinen Widerstand leisten kann. (RV 1856, S. 246)

Bloßer Zwang, bloßes gewaltsames Anhalten zur Pflicht kränkt das Herz und verkümmert das Verdienst der Freiheit. (RV 1856, S. 263)

Du sollst nicht alles glauben, was in den Zeitungen steht! RV 1856, S.617)

Ohne Glaube und Vertrauen hält die Welt nicht zusammen. (RV 1856, S. 662)

Verliert der Mensch den Glauben an Gott, dann muß er um so hastiger nach dieser Welt greifen und darin zu erwischen trachten, was er nur fassen und möglicherweise behaupten kann. (RV 1856, S. 677)

Wo der Zweifel anfängt, hört die Liebe auf. (RV 1856, S. 679)

So weit Gottes Arm reicht, ist der Mensch nie ganz fremd und verlassen. Und Gottes Arm reicht weiter, als Menschen denken können. (VK 1857, S. 94)

Wenn wir überhaupt jemals Ursache haben, den allwaltenden Gott in den armseligen irdischen Zuständen zu sehen und seine Gnade und Barmherzigkeit zu preisen, dann in unseren Tagen. Darum sollen wir aber auch nie die Ohren hängen lassen, sondern mutig aufwärts schauen und mit nie versiegender Zuversicht am Werke Gottes vorwärts arbeiten. Nur was mit ihm und für ihn geschieht, bleibt bestehen, wenn auch der ganze übrige Plunder holterdiepolter übereinanderpurzelt. (KS 2, S. 281)

Also nur guten, fröhlichen und frischen Mut, und wenn das Stück Arbeit auch noch so riesig aussehen sollte. Der große Gott, der die hohen Alpen aufgetürmt hat, der das ungeheure Weltmeer ausgegossen, hat auch die Pfade gezeigt, die über die Berge führen, und das Holz leicht gemacht, daß es auf dem Wasser schwimmt, und Wind dazu, daß man rund um die Erde segeln kann. (KS 2, S. 284)

Wie übel wären wir dran, wenn unsere Hoffnung auf Menschen ruhte. (KS 2, S. 285)

Froh und glücklich machen, trösten und erfreuen ist im Grunde doch das Glücklichste und Beste, was der Mensch auf dieser Welt ausrichten kann. (KS 4, S.301)

Die Zeit ist, bei Licht besehen, immer gleich gut und gleich schlecht am Ende vom Jahre wie am Anfange desselben, nur die besseren Menschen machen die Zeiten besser, und bessere Menschen macht nur das treu geübte Christentum. (KS 4, S.305)

Es ist eine beliebte Manier der herrschenden Zeitungsschreiberei, solche Tatsachen oder Erscheinungen im öffentlichen, sozialen oder kirchlichen Leben, die gewissen Parteien nicht in den Kram passen, entweder möglichst kurz und oberflächlich abzutun oder gar sie so schief zu drehen und zu zerren, daß jedenfalls die Sache dadurch aus ihrem wahren und natürlichen Lichte hinausgerückt wird, oder auch sie völlig zu ignorieren, was man die Manier des ‚Totschweigens‘ nennt. (KS 4, S.317)

Wir sind der festen Überzeugung, daß ein gewaltig christlich-sozialer Fehler dadurch geschehen ist, daß man sich zur Zeit entweder gar nicht oder doch in ganz verkehrter Weise um die Arbeiter bemüht hat. (KS 4, S.322)

Je frischer und kräftiger das kirchliche Leben, um so frischer, tiefer und kräftiger das Volksleben. (KS 9, S.370)

Wenn der Mensch nicht mehr rechtschaffen an den Himmel glaubt, den Glauben an die Hölle hat er dann, wengistens mit dem Maul, schon längst drangegeben, sie ist auch gar zu heiß und erschrecklich unangenehm, dann glaubt er doch um so zuversichtlicher an dieses irdische Leben. … Woran man aber mit dem Herzen glaubt, damit beschäftigt man sich auch am liebsten, und das Herz ist's dann, welches den Kopf von allen Dingen in Bewegung setzt, in seinem Interesse zu arbeiten. (RV 1857, S. 107 f.)

Die wahre Frömmigkeit ist demütig und bescheiden. (RV 1857, S. 263)

Eine rechtschaffene Ehe kommt mir vor wie ein schweres, inhaltreiches Buch, drin eine sehr reiche, sehr tiefe, sehr vielfältige Lebensweisheit steht, zwar für jedermann verfaßt, aber von wenigen wirklich gefaßt und begriffen. (RV 1857, S. 306)

Eines von den herrschenden Übeln in politischen wie in unpolitischen Dingen ist heutzutage das oberflächliche Räsonieren über alles und jedes, was den Leuten nur in den Wurf kommt. Fängt erst einer an, an irgendeiner öffentlichen Sache etwas zu kritisieren, gleich stimmt der Zweite und Dritte ein und meint, nicht allein dies und das, nein, auch noch jenes und anderes sei nicht nach seiner Meinung und müsse anders sein. Ruhig die Sache ansehen, genau studieren und Vorsicht im Urteil brauchen, ist nicht die Sache der meisten Menschen, das kostet zu viel Zeit und Mühe. (RV 1857, S. 410)

Was einmal alle Welt tut, glaubt der einzelne ohne weiteres auch tun zu dürfen. Und da nun die Welt im ganzen in neuerer Zeit in ihrer Richtung auf Geld und Gut recht viele verkehrte Grundsätze und Gebräuche hervorgebracht hat, so verfallen sehr viele Christen, ohne besonderen bösen Willen, in sehr verkehrte Handlungsweisen. (RV 1857, S. 487)

Das Christentum ist nicht bloß für die Kirche und für die Betkammern, sondern für das ganze Leben. Es gibt keinen Punkt, keine Seite, kein einziges Verhältnis des Lebens, welches nicht nach den Grundsätzen des Christentums gerichtet und behandelt werden soll. (RV 1857, S. 497f.)

Unsere Zeit tut ungeheuer gelehrt, ungeheuer klug, ungeheuer reich und vornehm, ist ungeheuer herausgeputzt und angestrichen, unsere Zeit ist über alle Zeiten. Aber dieser unserer Zeit fehlt doch noch etwas, und zwar sehnt sich nach diesem etwas immer das Menschenherz. Das ist die Freude, rechte Fröhlichkeit, die aus dem frischen, fröhlichen Glauben hervorgeht, daß unser Herrgott im Himmel die Welt regiert. (KS 4, S.362)

Nur mutig vorwärts, Gott wird für die Zukunft sorgen! Wir Menschen machen uns viel zu viel Sorgen um die Zukunft. Wir klagen über die Vergangenheit und achten nicht genug der Gegenwart. (KS 4, S.365)

Besser ist es, einfältig durch die Welt gehen, als wenn man weiß Gott wie gelehrt und aufgeklärt sich dünkt, über vielerlei Dinge sprechen kann und es tut, aber nicht das Rechte weiß, der wahren Gescheitheit entbehrt und vor Gott nichts ist. (KS 4, S.372)