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LeistenKolping

Adolph Kolping – unser Mann:

Der nicht bei seinem Leisten blieb

Der damalige Bundespräses Alois Schröder hat im Kolpingmagazin (Nr. 2/2008) den nachfolgenden Beitrag veröffentlicht, der in kompakter Weise wesentiche Eigenschaften Kolpings sowie die entscheidende Lebensphase beschreibt:

Ostern 1826 – Ende der Volksschule. Was nun? Adolph Kolping wünscht sich nichts sehnlicher, als eine höhere Schule besuchen und Abitur machen zu können. Doch daraus wird vorerst nichts, da es an den finanziellen Mitteln fehlt. Notgedrungen muss der begabte und bildungshungrige Schüler ein Handwerk ergreifen: „Ich entschloss mich also, wenn auch mit schwerem Herzen, das Schuhmacher-Handwerk zu erlernen“, schreibt er 1841 in seinem Lebenslauf. Nach Abschluss seiner Lehre beim Kerpener Schuhmacher Meuser arbeitet er als Geselle in verschiedenen Werkstätten in der näheren Umgebung. Seine berufliche Tüchtigkeit und sein fachliches Können eröffnen ihm sogar die Chance, sich als Meister selbständig zu machen. Mit Erfolg bewirbt er sich in einer der führenden Werkstätten in Köln. Allerdings ergreift er die Flucht und wechselt die Werkstatt, als ihm der Schuhmachermeister die Möglichkeit der Einheirat und Übernahme des Geschäftes anbietet.

Adolph Kolping sieht seine Zukunft nicht im Beruf eines Schuhmachergesellen. Es drängt ihn, auszusteigen und die Werkbank mit der Schulbank zu tauschen. Der Wunsch nach höherer Bildung und das mehr und mehr unerträgliche Leben „unter der Volkshefe“, unter den vielfach ungebildeten, menschlich und moralisch verwahrlosten Standesgenossen lassen ihm keine andere Wahl. „Ich bin nahe 22 Jahre alt, hatte die Grundlage zu meinem äußeren Fortkommen gelegt, schon freuten sich die Eltern, mich bald versorgt zu sehen, und ich war rat- und hilflos. Unter dieser Volkshefe konnte ich nicht sitzen bleiben...Also mein Leben lang diese Kette herumschleppen, die mich schon jetzt so herb drückte, mein Leben lang im Schmutze sitzen zu bleiben, der mich schon lange so angeekelt hatte, der Gedanke wurde mir unerträglich...“

Eine schwere Erkrankung im Frühjahr 1836 zwingt Adolph Kolping, für einige Zeit seine Arbeit zu unterbrechen. Darin sieht er einen Wink des Himmels. Er offenbart seinem Vater den lang gehegten Wunsch, das Abitur machen zu wollen. Wider Erwarten findet er dessen Zustimmung. Nicht so durch den Heimatpfarrer Leonhard Anton Joecken, der wohl auch schlechte Erfahrungen mit Spätberufenen gemacht hat. Seine Reaktion: „Schuster, bleib bei deinem Leisten!“ Adolph Kolping lässt sich in seiner Absicht und Zielstrebigkeit nicht verunsichern. Ganz im Gegenteil! Und er findet Unterstützung bei Priestern in der Nachbarschaft von Kerpen, so durch Pfarrer Leonhard Lauffs und später durch Kaplan Theodor Wollersheim, bei dem er seinen Lateinunterricht zur Vorbereitung auf das Gymnasium fortsetzt.

Im Herbst 1837 wird Adolph Kolping als fast 24-Jähriger in die Tertia des Marzellengymnasiums in Köln aufgenommen. Bereits nach dreieinhalb Jahren macht er das Abitur.

Auch die Gymnasialzeit ist für Adolph Kolping keineswegs ohne Probleme. Er muss seinen Lebensunterhalt weitgehend selbst besorgen, etwa durch Nachhilfeunterricht für andere Schüler und durch Nachtwachen. Physisch überfordert muss er im Frühjahr 1838 wegen eines starken Blutsturzes die Schule zeitweilig unterbrechen. Wieder genesen kommt es ein Jahr später zur einer Erkrankung an Blattern. Ursache ist die freiwillige Pflege an einem früher befreundeten kranken und sterbenden Schuhmachergesellen. Adolph Kolping bleibt zeitlebens von der Pockenerkrankung im Gesicht gezeichnet. Die erfolgreiche, aber auch schwierige Gymnasialzeit hat Adolph Kolping bestehen können, weil er immer wieder Hilfe gefunden hat durch Menschen, aber auch im Gebet, etwa vor der Statue der Schwarzen Madonna in der Kupfergasse zu Köln, nicht zuletzt durch das Schreiben eines Tagesbuchs, zu dem ihn Kaplan Wollersheim geraten hatte. Geradezu programmatisch ist die erste Eintragung am 4. November 1837: „Erst will ich mich bestreben, Mensch zu sein, die hohe Bestimmung desselben begreifen lernen, zu der er geboren ward...!“

Adolph Kolping beginnt 1841 sein Theologiestudium in München. Namhafte Professoren fördern seine Eignung und Neigung zu einer sozial und praktisch ausgerichteten Seelsorge, die später das besondere Kennzeichen seiner priesterlichen Tätigkeit werden sollte. Mit Blick auf seine Gymnasialzeit schreibt Adolph Kolping am Ende des 1. Semesters: „Wenn ich jetzt an die penible Lage der Abiturienten denke, reibe ich mir vergnügt die Hände. Gott sei Dank, dass ich das zeitig überstanden. Jetzt fühle ich mich frei wie ein Vogel, unabhängig wie ein arabischer Häuptling, bin immer lustig und vergnügt, natürlich insoweit, als es einem Theologen geziemt...“ Adolph Kolping scheint das Studentenleben in München genossen zu haben! Finanziell war er ja gut versorgt. Die älteste Tochter des Gutspächters Gottfried Meller, bei dem der Vater Adolph Kolpings als Lohnschäfer gearbeitet hatte, löste ein Gelübde ein, einem hilfsbedürftigen Theologen das Studium zu finanzieren. Das Angebot hat Adolph Kolping nach dreiwöchiger Bedenkzeit angenommen.

Mit Widerwillen setzt Adolph Kolping 1842 sein Studium in Bonn fort und bereitet sich seit Ostern 1844 im Priesterseminar in Köln intensiv auf seine Weihe am 13. April 1845 vor. Am Ende seiner Seminarzeit stellt ihm der Regens folgendes Zeugnis aus: „Adolph Kolping hat gute Anlagen und eine wissenschaftliche Bildung, wohlgesinnt, strebsam und fromm, hat keine feste Gesundheit, litt häufig an Unterleibsbeschwerden und dadurch an Brust-Affectionen, singt gut und predigt gut.“ Und gut für ihn und für uns war und ist es, dass er nicht bei seinem Leisten blieb!

Msgr. Alois Schröder, Bundespräses

Adolph Kolping – das soziale

Gewissen des Kolpingwerkes!

Ein Aufsatz von Msgr. Alois Schröder in Idee & Tat Nr. 2/2013, zum Herunterladen.

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Adolph Kolping – der klassische Volksprofessor

Ein Aufsatz von Msgr. Alois Schröder in Idee & Tat Nr. 3/2013, zum Herunterladen.

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