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Das Dekret
Kongregation für Heiligsprechungsverfahren
DEKRET
(Erzdiözese Köln)
zur Kanonisierung des Dieners Gottes
Adolph Kolping
Diözesanpriester
Gründer des weltweiten Verbandes "Kolpingwerk"
(1813-1865)
Zur Fragestellung
Besteht Gewißheit über die theologischen Tugenden Glaube, Hoffnung und Liebe, gegen Gott und den Nächsten, sowie über die Kardinaltugenden Klugheit, Gerechtigkeit, Maß und Tapferkeit und die ihnen venvandten Tugenden, und zwar in heroischem Grade, in der Sache und zu dem Zweck, um den es hier geht?
Das Zweite Vatikanische Konzil hat gegen Ende seiner Arbeiten einige Botschaften an das Menschengeschlecht erlassen, und zwar an die hauptsächlichen Klassen der Menschen, darunter auch an die Arbeiter. Ihnen wurde u. a. gesagt: "Die Kirche ist Euch gegenüber freundschaftlich eingestellt; vertraut ihr daher! Die Kirche bemüht sich darum, Euch von Tag zu Tag besser zu verstehen. Aber bemüht auch Ihr Euch darum, zu verstehen, was die Kirche bedeutet für die Arbeiter, die vorrangigen Bauleute bei den wunderbaren Veränderungen, welche die Welt erfährt ... Nehmt also die Botschaft der Kirche an! Nehmt den Glauben an, den sie Euch anbietet als Erleuchtung auf Eurem Weg!" (ACTA APOSTOLICAE SEDIS, LVIII, 1966, S. 15-16).
Unter die Zahl der Priester, die sich hervorragend um die Arbeiter gekümmert haben, ist unserer Meinung nach der Diener Gottes Adolph Kolping einzureihen. Er war von großem Eifer entbrannt in der Sorge um das Heil der Seelen und für die Ausbreitung des Königtums Christi in der Gesellschaft. Er setzte sein ganzes Leben dafür ein, das Licht des Glaubens und die Schätze der Erlösung zu verbreiten unter den jugendlichen Handwerkern seiner Zeit, indem er ihnen die mütterliche Liebe der Kirche aufzeigte gegenüber allen, die im Arbeitsleben stehen
Der Diener Gottes wurde am 8. Dezember 1813 in der Stadt Kerpen nahe bei Köln geboren. Seine Eltern waren die Landwirte Peter Kolping und Anna Maria Zurheyden. Noch am selben Tag empfing er das Sakrament der Taufe und mit 12 Jahren ging er zum Tisch der heiligen Eucharistie.
Im Elternhaus und in der Elementarschule des Ortes ist er gut erzogen worden. Diese Ausbildung bekräftigte er noch durch seine eifrige Sorgfalt, indem er seine natürlichen Anlagen auf das göttliche Gnadenwirken hinrichtete und auf die Lektüre guter Bücher. Da er wegen seiner Armut das Studium nicht fortsetzen konnte, machte er eine Lehre im Schuhmacherhandwerk; hiermit konnte er sich nicht nur redlich ernähren, sondern lernte auch die sozialen, moralischen und religiösen Probleme der Arbeiter aus der Nähe kennen; für sie entfaltete er später sein engagiertes und erfolgreiches Apostolat.
Nachdem er den Entschluß gefaßt hatte, das Priestertum zu erreichen, nahm er seine Studien erneut auf und bestand im Jahre 1841 die Reifeprüfung. Anerkennenswert meisterte er die vielen Beschwernisse und Unbequemlichkeiten. Anschließend absolvierte er seine theologischen Studien an den Universitäten von München und Bonn. Ab Frühjahr 1844 war er Alumnus des Erzbischöflichen Priesterseminars von Köln und empfing am 13. April 1846 (sie!) die Priesterweihe.
Als Kaplan nach Elberfeld geschickt - einer Stadt mit profitsüchtiger Industrie -, widmete er sich dort neben der üblichen pastoralen Tätigkeit dem Religionsunterricht im Lyceum und der Predigt, wozu er offensichtlich äußerst geeignet war. In der gleichen Zeit wurde er mit Eifer und Begeisterung tätig im Katholischen Verein junger Handwerksgesellen, den kurz zuvor der Lehrer Johann Gregor Breuer gegründet hatte. Dieser Verein hat sich durch die Bemühungen des Dieners Gottes mächtig entfaltet und die Grenzen der Pfarrei sehr schnell überschritten, um in Köln Wurzeln zu schlagen und darauf in vielen anderen Diözesen. Mit Recht gilt daher Adolph Kolping als jener, der den kleinen Anfang, der sich auf einen einzigen Ort beschränkte, zu einem "weltweiten" Werk ausgebaut, ihm eine feste Satzung und die nachdrückliche Ausrichtung gegeben hat auf die christliche Bildung und die Beheimatung der jungen Handwerksgesellen seines Vaterlandes. So ist ein neues apostolisches Werk entstanden, dem der Diener Gottes Vater, und bis zu seinem Tod kluge und leidenschaftliche Führungspersönlichkeit war.
Vom Jahr 1849 bis zum Jahr 1862 war er Domvikar an der Kathedralkirche von Köln. Wie es seine Gewohnheit war, hat er seine Aufgaben mit vollkommener Sorgfalt erfüllt. Mit besonderem Eifer aber widmete er sich der Predigt des Wortes Gottes und dem Unterricht der christlichen Glaubenslehre, dem Beistand für Kranke und Sterbende und dem Wachstum und der Festigung des Gesellenvereins. Er war Gründer und Präses des Kölner Vereins und Generalpräses des Bundes der Gesellenvereine, die im weiteren geographischen Umkreis entstanden waren. Begabt mit einem hervorragenden pädagogischen Gespür und von bester pastoraler und sozialer Absicht geleitet, dazu von einem grenzenlosen Vertrauen auf die Hilfe Gottes erfüllt, hat er viele Hindernisse überwunden und erfolgreich dazu beigetragen, das religiöse, kulturelle und berufliche Niveau im Bereich der Arbeitswelt zu verbessern. Er war innerlich davon überzeugt, daß tätige Liebe alle Wunden heilt, bloße Worte dagegen nur den Schmerz mehren; so war er nicht nur den bedürftigen Brüdern nahe und hatte Verständnis für ihre Probleme, sondern er war ihnen auch zu Diensten durch bestimmte, fest umschriebene Werke und durch persönlich erbrachte Opfer - er ist allen alles geworden.
Um sein Apostolat auszuweiten, übernahm er die Tätigkeit eines Journalisten und Schriftstellers. Einige Jahre hindurch gab er eine Wochenzeitung für das Volk heraus und verfaßte, mit Erlaubnis der kirchlichen Obrigkeit, selbst Beiträge. Ihm war bewußt, daß katholisches Schrifttum ein wirkungsvolles Instrument der Evangelisation ist, besonders zur Verbreitung der Lehre und Moral der Kirche.
Solch großer apostolischer Eifer, den er in Demut und Klugheit und in völliger Übereinstimmung mit den Anweisungen seiner Oberen in die Tat umsetzte, ging aus seiner klaren Einstellung hervor, daß er, wo immer es ihm möglich sei, das Licht des Glaubens und das Feuer der Liebe zu verbreiten habe. Um aber den anderen ein glaubhaftes Zeugnis zu geben und solide geistliche Nahrung, hielt er es für unabdingbar, den Fußspuren des göttlichen Meisters zu folgen und aus den unerschöpflichen Quellen der Gnade zu trinken. Daher schrieb er im Jahre 1842: "Ich will mit der Gnade Gottes zur Vollkommenheit streben, denn auch mir hat der Erlöser gesagt: Tu sequere me! ... Unterstütze mich, o Herr, mit deiner Gnade, denn ohne dich vermag ich nichts!" Auch als Priester blieb er diesem Vorsatz treu. Er hatte immer Christus, das Beispiel höchster Vollkommenheit, vor den Augen seiner Seele und versuchte mit allen Kräften, ihm ähnlich zu werden. Um das zu erreichen, brachte er sein aktives Leben in das rechte Verhältnis zum kontemplativen: Er verband den vollen Einsatz für die Gesellschaft seiner Zeit mit dem eindeutigen Streben nach den unvergänglichen himmlischen Gütern: die Anstrengungen für die menschliche und christliche Förderung der Handwerker mit der Überzeugung, daß die göttliche Vorsehung die Geschichte und das Geschick des Menschengeschlechtes leitet. Er verstand seine Sorge um die Gesellschaft als ein echtes Apostolat und als ein bewußtes und wirksames Werk zum Aufbau des Reiches Gottes. Als gehorsamer Sohn der Kirche mühte er sich und litt er für ihre Ausbreitung, indem er die verstreuten Schafe zum Schafstall zurückführte; alles tat er in Übereinstimmung mit seinen Oberhirten, besonders mit dem Römischen Pontifex, den er mit besonderer Zuneigung verehrte.
Als wirklicher Mann Gottes hat er alle seine priesterlichen Pflichten erfüllt und ist standhaft und geduldig den Weg der Vollkommenheit zu Ende gegangen; dabei pflegte er ständig das Gebet, eine glühende Verehrung der Eucharistie und der Jungfrau Maria, das Studium der Heiligen Schrift, die Armut, die Selbstbeherrschung, das Zölibat. Zusammengefaßt kann man sagen, er hat hervorragend und freudig die evangelische Weisung erfüllt: "So soll euer Licht vor den Menschen leuchten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen" (Mt 5,16).
Seine Hingebung an den Willen Gottes hat auch nicht nachgelassen bei seiner letzten Krankheit, die ihm den Tod brachte. Schwere Schmerzen hat er in großer Stille ertragen; er ver'langte danach, von diesem Leib befreit zu werden, um immer beim Herrn zu sein. Oft wiederholte er die Anrufung: "Herr, komm doch!" Am 4. Dezember des Jahres 1865 gegen 14 Uhr ist er fromm aus diesem Leben geschieden. Im Jahr darauf wurde sein Leichnam in die Minoritenkirche überführt, deren Rektor er während seiner letzten Lebensjahre gewesen war.
Der Ruf der Heiligkeit, der ihn bereits in seinem Leben auszeichnete, dauerte nach seinem Tode an. Aber wegen der weltlichen und religiösen Umstände in Deutschland wurde die Causa der Kanonisation erst im Jahre 1934 offiziell eröffnet. Als der ordentliche Informativprozeß abgeschlossen war, sind die Unterlagen 1950 nach Rom geschickt worden. Im Jahre 1955 ist das Dekret über die Schriften erlassen worden. Dann wurde die Causa der historisch-hagiographischen Abteilung der Kongregation für Heiligsprechungsverfahren übergeben; nachdem die Urkundenforschungen zum Abschluß gekommen waren, sind die gesammelten Unterlagen den Historiker-Konsultoren überbracht worden in der Sitzung vom 24. Februar 1987. Nachdem unter der Leitung des designierten Relators, des hochwürdigsten Paters Ambrosius Eßer OP, die Erstellung der Positio abgeschlossen war, ist nach den Normen geprüft worden, ob der Diener Gottes die Tugenden heroisch geübt hat. Am 19. Juli 1988 wurde, in Übereinstimmung mit dem Ergebnis der Theologen-Konsultoren, der Congressus peculiaris abgehalten unter dem Vorsitz des General-Promotor fidei, des hochwürdigsten Herrn Antonio Petti. Am 18. April dieses Jahres 1989 haben die Väter Kardinäle und Bischöfe - zusammen mit S. E. Kardinal Opilio Rossi als Ponens für die Causa - anerkannt, daß der Priester Adolph Kolping die theologischen Tugenden, die Kardinaltugenden und die damit verwandten Tugenden in heroischem Grade geübt hat.
Nachdem schließlich über all dies dem Summus Pontifex Johannes Paul II. durch den unterfertigten Kardinalpräfekten ein genauer Bericht erstellt worden war, hat Seine Heiligkeit das Abstimmungsergebnis der Kongregation für Heiligsprechungsverfahren bereitwillig angenommen und verfügt, daß das Dekret über den heroischen Tugendgrad des Dieners Gottes entsprechend vorbereitet wird.
Nachdem dies ausgeführt war, hat der unterfertigte Präfekt und Ponens der Causa am heutigen Tage die Kardinäle einberufen, dazu auch mich als Bischof a Secretis der Kongregation und andere, die üblicherweise dazubestellt werden; in deren Beisein erklärte der Heilige Vater: Es besteht Gewißheit über die theologischen Tugenden Glaube, Hoffnung und Liebe, gegen Gott und den Nächsten, sowie über die Kardinaltugenden Klugheit, Gerechtigkeit, Maß und Tapferkeit und die ihnen verwandten Tugenden, beim Diener Gottes Adolph Kolping, Priester, und zwar in heroischem Grade, in der Sache und zu dem Zweck, um den es hier geht.
Es war der Wille Seiner Heiligkeit, daß dieses Dekret veröffentlicht und bei den Akten der Kongregation für Heiligsprechungsverfahren hinterlegt wird.
Gegeben zu Rom, am 13. Mai, im Jahre des Herrn 1989.
gez. Angelo Card. Felici, Präfekt
gez. Trajan Crisan
Titular-Erzbischof von Drivastum, Sekretär
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