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Zitate Adolph Kolpings (7)

Die Religion, das Leben der Seele, ist eine Gottesgabe, ein unentbehrliches Bedürfnis der menschlichen Seele und ein Gnadengeschenk, welche zutiefst in die menschliche Seele eindringt, sie gewissermaßen in ihrem geheimnisvollen Dasein befruchtet und den ganzen Menschen regiert, ordnet, lenkt und leitet. Weil die Religion von Gott kommt, also Gottes ist, darum will und soll sie den Menschen regieren, nicht soll der Mensch mit ihr tun nach seinem Belieben.Wenn sie den Menschen regiert, sein Tun regelt, und zwar aus dem eigentlichen Kern des Menschen heraus, aus seinem Gewissen, dann, aber auch erst dann ist sein Leben und Wirken ein wahrhaft menschenwürdiges und rechtes. (KS 4, S.382)

Wer nicht für die Ewigkeit arbeitet, sondern nur für dies zeitliche, irdische Leben, dem Leben selbst nicht die ewige Bedeutung gibt, sondern nur die zeitliche, hat sich praktisch vom Christentum geschieden. (KS 4, S.385)

Nichts lehrt eindringlicher, nichts wirkt nachhaltiger als das tägliche Beispiel. (KS 4, S.386)

Weil wir katholisch sind, nicht bloß dem Namen nach, sondern auch in der Tat, nicht bloß im Bekenntnis es sind, sondern auch im Leben ganz und gar sein möchten, sind wir wahrhaft erhaltender Natur, konservativ. Nur nicht konservativ in dem Sinne, als ob wir auch alles Verkehrte, Schlechte und Verderbliche erhalten möchten noch dürfen. (KS 4, S.395)

Wer nichts Großes hat, der prahlt gern mit dem Kleinen. (KS 7, S.58)

Es gibt kein traurigeres Zeichen für die Verdorbenheit eines Menschen, als wenn er so tief gesunken ist, daß er über das, was einem anderen heilig ist, spotten und höhnen kann. (RV 1858, S. 17)

Wird Handel und Wandel nicht mehr nach christlichen Gesetzen betrieben, sondern nur nach dem größtmöglichen Profit hienieden, dann müßte es nicht mit rechten Dingen zugehen, wenn er nicht endlich in Lug und Trug ausartete. (RV 1858, S. 44)

Bloß äußere Macht und Gewalt bessern ja die Menschen nicht, und doch liegt für die Ruhe und den Frieden der Welt alles daran, daß die Menschen besser werden. (RV 1858, S. 74)

Nicht Friede um jeden Preis, kein Zugeständnis an Grundsätze, die über kurz oder lang uns dann erst recht in unabsehbares Elend stürzen. (RV 1858, S. 137)

Denn das ist einmal ein radikaler Unterschied, ob ich die Welt und alle Verhältnisse in der Welt mit den Augen des Christen besehe, oder ob ich sie mit der bloßen menschlichen Vernunft, bloß mit irdischen Augen anschaue. Es kommt dann alles anders heraus und gewinnt eine völlig andere Bedeutung. (RV 1858, S. 165 f.)

Gott hat mit dem irrenden Menschen doch ein unendliches Erbarmen, nur schlägt er oft wunderbare, geheimnisvolle Wege ein, um den Menschen zur rechten Besinnung zu führen. Also, weil Gott so barmherzig ist, sollen wir es auch an Barmherzigkeit nicht fehlen lassen. (RV 1858, S. 466)

Gerade in solchen kritischen Momenten des Lebens, wo nur Unglück sich dem Betroffenen entgegenstellt oder der Unglückliche wenigstens alles für Unglück ansieht, was ihm begegnet, und wo der verwundete Mensch leicht glaubt, er habe nur Feinde, niemand trage mehr ein miffühlendes Herz in der Brust, und darum so gern das eigene Herz voll Groll und Bitterkeit gegen die Mitmenschen saugt, oft auf Lebenszeit, gerade in solchen gefährlichen Lebensstunden soll man es ja an wahrer Freundschaft oder vielmehr an christlicher Liebe nicht fehlen lassen. (RV 1858, S. 488)

Ein wahres und wirkliches Glück wird auch nur durch Kreuz und Leid hindurch errungen, wenn nämlich der Mensch es mit Gott zu tragen versteht oder es wenigstens lernt. (RV 1858, S. 505)

Die Ungerechtigkeiten, die man sich in der eigenen Familie antut, werden ja am längsten nachgetragen und am schwersten verziehen. (RV 1858, S. 514)

Es gibt eine große Zahl Menschen, die scheinen nur darauf auszugehen, am Nebenmenschen die allenfallsigen Schattenseiten und Schwächen auszuspüren und diese unter allen Umständen zunächst im Auge zu behalten. Solche Leute soll man gar nicht anhören, wenigstens nicht beachten. (RV 1858, S. 530)

Mit Disput, Schimpfen und Schelten soll niemand zu Gott geführt werden. Woran das Herz keinen Anteil nimmt, dazu soll der Mensch überhaupt nicht genötigt werden. (RV 1858, S. 696)

Wie werden die Wahlen ausfallen? So fragt sich jeder wirklich patriotische Bürger, so fragt mit gespannter Erwartung einer den anderen. Denn von dem Ausfall der Wahlen hängt viel, sehr vieles ab, entweder für das wahre Wohl und Gedeihen unseres gemeinsamen Vaterlandes oder auch zu seinem Schaden und Nachteil. Wir antworten auf die Frage mit einem sehr landläufigen Sprichwort: ‚Wie man's treibt, so geht's.‘ Wie man wählt, so fallen die Wahlen aus. Ihr Ergebnis hängt also von dem ernsten, guten Willen oder der Schläfrigkeit und Gleichgültigkeit der Wähler ab. Hier ist die Gelegenheit, wo jeder, der zum Wählen berechtigt ist, auch das Seinige direkt zum gemeinsamen Wohl des Vaterlandes beitragen kann, und weil er es kann, auch soll, die Pflicht nämlich dazu hat. (RV 1858, S. 705f.)

Wen soll man wählen? Wir sagen zunächst, wen man nicht wählen soll. Wählt erstens keine Leute, von deren wirklichem Christentum Ihr nicht hinreichend überzeugt seid. Das Christentum ist die beste Gewähr für die Gewissenhaftigkeit, und die Gewissenhaftigkeit ist die Gewähr für die Gerechtigkeit, worauf endlich auch in politischen Dingen doch alles ankommt. Wählt keine Leute, die mit ihrem Christentum umgehen wie mit einer wächsernen Nase, die man drehen und wenden kann nach Belieben, keine Leute, deren Charakter unzuverlässig und unstet ist, die heute viel versprechen und morgen nichts halten. Wählt keine Schwätzer und Prahlhanse, deren Eitelheit größer ist als ihr Verstand. Wählt keine Leute, die allzu abhängig sind von Amt und Brot, damit sie nicht unnützerweise in Versuchung geraten, anders zu denken und anders zu handeln oder gar sich um des lieben Brotes willen von der Ausübung ihrer Pflicht dispensieren. (RV 1858, S. 706f.)

Jeder wahre Katholik wird ebenso auch jedem anderen sein ihm zugehöriges Recht gönnen und erhalten helfen, denn der Wahlspruch der ewigen Gerechtigkeit: ‚Liebe deinen Nächsten wie dich selbst‘, ist heute noch so frisch im katholischen Katechismus wie damals, als er aus dem Munde der göttlichen Weisheit selber hervorgegangen. (RV 1858, S. 794)

Gott läßt den Menschen in dieser Welt Raum und Zeit, ihre Freiheit recht zu gebrauchen oder auch zu mißbrauchen; er zerstört darum nicht gleich die Welt, wenn ein Teil der Menschen seine Autorität nicht anerkennen will, seine Sonne scheint über Gute und Böse. (KS 5, S.7)

Das Kind hat nicht bloß ein natürliches, unveräußerliches Anrecht an seine Mutter, sondern auch an seinen Vater, nicht bloß ein gesondertes Recht an den Vater und ein gesondertes an die Mutter, sondern es hat ein unveräußerliches Anrecht an Vater und Mutter als Eltern, als an ein rechtmäßiges, untrennbares Ehepaar. Von beiden hat das Kind das Leben, von beiden heischt es die notwendige leibliche und geistige Pflege, seine wahrhaft menschenwürdige, d. h. christliche Erziehung. (KS 5, S.14)

Wenn die Ehe zum Vertrag, versteht sich von selbst zu einem auflösbaren Vertrag gemacht wird, dann sind doch offenbar die beiden Persönlichkeiten der Eheleute die Hauptgegenstände dieses Vertrages. Jeder lösbare Vertrag ist seinem Wesen nach ein Handel; also verhandeln sich die Eheleute in einer solchen Vertragsehe einander. Mag das stillschweigend geschehen oder mit deutlichem Vorbehalt, den Charakter des Handels kann man der Sache nicht nehmen. Ist das aber überhaupt menschenwürdig, daß der Mensch sich selbst, seine eigene Persönlichkeit zum Gegenstand des Handels, des Vertrages macht? … Diese Verwerflichkeit steigert sich, wenn man bedenkt, daß in der Ehe sich die einzelnen Persönlichkeiten einander geben, wie sie bei der Auflösung dieses Vertrages sich niemals das Genommene wieder erstatten können. Liebe und Treue sind keine Gegenstände, die man verhandeln, schenken, nehmen und wieder weggeben kann. Das hieße Frevel mit der Menschennatur treiben. (KS 5, S.20f.)

Die Phrase ist ein Ding, das äußerlich geputzt und poliert erscheint, damit es die Augen der Leute besteche, während ihr wirklicher Inhalt entweder ganz wertlos oder auch geradezu gefährlich und verderblich sich ausweist. Die Phrase ist die maskierte Lüge, der Betrug mit dem Antlitz des ehrlichen Mannes, die vermummte Heuchelei, Gift mit Zucker bestreut. (KS 5, S.46)

Ohne Frage sind die meisten Menschen, ohne Rücksicht auf Stand und sonstige sogenannte Bildung, sehr leichtgläubig, nicht gerade in allen Dingen, aber doch in vielen. Was sie nämlich glauben sollen, was sogar die Gewähr von Jahrhunderten und Jahrtausenden für sich hat, das geht ihnen schwer bei, dagegen möchten sie sich gern mit Hand und Fuß wehren, wo und wie sie nur können; was aber einen neuen Schein hat, nach der Mode des Tages riecht, dabei bequem ist, wenigstens nicht wehe tut, und ist die Sache auch noch so hohl und leer, findet eine Menge Abnehmer und - gedankenlose Bekenner. (KS 5, S.82)

Das Christentum nimmt den Menschen, wie er ist, und macht ihn zu dem, was er sein soll. (KS 5, S.91)

Das Ideal und Beispiel des Menschen, sein einzig vollberechtigtes Muster, ist der Welterlöser selber, Jesus Christus, der Mensch gewordene Sohn Gottes. (KS 5, S.94)

Wer sich aber an den Gütern der Erde versündigt, versündigt sich außer an Gott, dem großen Eigentümer alles irdischen Guts, am Nebenmenschen, an der menschlichen Gesellschaft. (RV 1859. S. 467)

Ohne die Gerechtigkeit kann die sogenannte Freiheit nur als Despotie auftreten. Die Geschichte aller gewalttätigen Revolutionen bestätigt das vollauf. Die wahre Freiheit, der Dienst im Guten, ist nie gewalttätiger Natur, denn das Gute ist auch das Rechte und besteht nur innerhalb der Gerechtigkeit. (RV 1859, S. 551 f.)

Solange die Menschen nicht gebessert sind, nutzen äußere Reformen gar nichts. (RV 1859, S. 637)

Mit dem Beten, und mag es auch noch so mangelhaft gewesen sein, habe ich noch immer mehr ausgerichtet als mit allem irdischen Sorgen und Abmühen. (KS 2, S. 347)

Durchdrungen von der Überzeugung, daß buchstäblich kein Haar von unserem Haupte fällt ohne den Willen unseres Vaters im Himmel, glaube ich in einer vielleicht etwas eigenen Weise an die Kraft des Gebetes. Da, wo ich durch eigene Tätigkeit und Anstrengung das, was ich für gut oder wünschenswert halte, erreichen kann, ist mein Gebet in der Regel sehr kurz und bündig. Die Sache wird Gott befohlen, gelingt sie, gut, gelingt sie nicht, von neuem angesetzt, und will sie Gott nicht, auch gut, denn der will's dann nicht haben, basta! Aber wo ich eigentlich nichts direkt tun kann, z.B. Leiden und Unglück von denen fernhalten, die meinem Herzen nahestehen, da wird gebetet, und zwar so recht eigentlich ohne Unterlaß. Ich weiß aus Erfahrung, wie weit man damit reichen kann. (KS 2, S. 360)

Die Gegensätze, welche die Welt radikal zu bewegen anfangen, bestehen zwischen Christentum und Glauben und Nichtchristentum und Unglauben. Entweder soll die christliche Wahrheit mit ihrer göttlichen Autorität gelten und aufrechterhalten werden, oder es macht sich der unchristliche Liberalismus zum alleinigen Herrn und Meister und richtet auf den christlichen Trümmern sein gottloses Weltreich auf. (KS 5, S.111)

Also selbst in dem Falle, daß wirklich in dieser Welt heutzutage der Teufel los wäre, es stinkt drin, das ist wenigstens sicher, hätten rechte Christen gar keinen Grund, übermäßig bang zu sein, sich zu verkriechen und am Heil der Welt zu verzweifeln. Aber sie meinen oft, ihr Gegenpart sei mächtiger als sie, der sei entweder schon Herr in dieser Welt, oder diese Herrschaft könne ihm kaum entgehen. Das ist sicher, unsere Gegner meinen das selber auch, und zwar verkünden sie diese Weltherrschaft mit solcher Zuversicht, als wenn niemand mehr daran zweifeln dürfte. Indessen halten wir noch immer dieses Vorgehen für eitel Geprahle oder für eine Selbsttäuschung, in welche wir uns nur nicht mit verstricken müssen. Wir müssen uns nur hüten, und zwar viel mehr, als es bisher geschehen ist, unseren Gegnern zu glauben, ihren Behauptungen das Ohr zu leihen und alles für bare Münze zu nehmen, was sie mit allerdings unvergleichlicher Keckheit in die Welt hineinschicken. (KS 5, S.130f.)

Enthält das Christentum Wahrheit, dann enthält es auch die unabweisbare ganze Wahrheit. (KS 5, S.152)

Ein schlechter Familienvater ist immer ein schlechter Bürger, er mag draußen auch noch so viel Lärm um sich verbreiten. (KS 5, S.155)

Der allgemeine Zug der Gesellschaft fährt auf recht breiter Fahrstraße immer mehr aus der Übung des Christentums hinaus, das ist das Ergebnis der Trennung der Religion von allen sogenannt bloß irdischen Fragen. Das ist die große, allgemeine Versündigung an der Gesellschaft, und diese Versündigung hat uns das große soziale Elend bereitet. (KS 5, S.160)

Wer sich bloß defensiv verhält, hat in der Regel die Partie von vornherein schon halb verloren. (KS 8, S.54)

Damit nämlich, daß man den Widerspruch mit Gewalt niederschreit, hat man ihn noch nicht besiegt. (RV 1860, S.140f.)

Die Gottesfurcht ist der Anfang aller Weisheit. (RV 1860, S. 286)

Jede Sache, die man mit Lügen und Übertreibungen stützen muß, ist schon deswegen faul und schlecht. (RV 1860, S. 299)

Viel leichter ist fremdes Land in Brand stecken, von Freiheit schwatzen, die Leidenschaften schlechter Menschen wachrufen, Gewalt brauchen, wenn man sie einmal hat, gegen alles, was nicht mit ins beliebte Horn stoßen will, als Ordnung, Zucht und Gerechtigkeit handhaben. (RV 1860, S. 412)

Die Zeit ist wahrlich nicht dazu angetan, die Hände in den Schoß zu legen und dem schrecklich sich entwickelnden Schauspiele der neuen, politischen Weltgeschichte mutlos und tatlos zuzuschauen, endlich mit der feigen Ausrede, es nutze alles Kämpfen und Ringen doch nichts, unsere Gegner seien übermächtig und was kommen solle, lasse sich doch nicht abwenden.... Wir halten das Sich-Wehren und Kämpfen mit den Mitteln und Kräften, die uns Gott gegeben hat, im Reiche Gottes, und also auch für Wahrheit und Recht auf Erden, für eine christliche Bürgerpflicht, zu deren Erfüllung jeder in seiner Art heute mehr als je aufgefordert ist. Es stehen die heiligsten Güter der Menschheit auf dem Spiel, da darf man nicht tatlos zusehen. Also greifen wir Gott vertrauend zum alten Tagewerke und hoffen, daß ihm Gottes Segen auch fürder nicht fehle. (RV 1860, S. 554 f.)

Je elender die Verhältnisse werden, um so reicher kann der Christ seinen Glauben durch die Tat bekennen, und dieser Glaube überwindet noch einmal die Welt. (RV 1860, S. 826)

Je schwankender alle äußeren und öffentlichen Verhältnisse werden, um so besser bauen wir in der Familie die bessere christliche Zukunft. (VK 1863, S. 5)

Solange uns Gott Kräfte verleiht, schaffen wir rüstig und wohlgemut weiter. Die Zukunft gehört Gott und den Mutigen. (KS 2. S. 371)

Die ganze sittliche Weltordnung ruht auf religiösen Grundpfeilern, die man Glaubenssätze nennen kann. Mit ihnen hängt alles, nur das eine näher, das andere entfernter, zusammen, was Menschen auf dieser Welt nur tun und treiben. Soziales Leben, Politik, Volkswirtschaft, und wie alle die Dinge heißen, die bloß irdisch und weltlich aussehen, hängen alle mehr oder minder mit jenen Grundpfeilern zusammen. Nimmt man einen dieser Grundpfeiler religiöser und also auch sozialer Ordnung weg, so ist der ganze Bau gestört und bekommt von dem Behelf, den man an seine Stelle gesetzt, seinen neuen Charakter und eine »andere Ansicht«. (KS 5, S.181)

Über dem Beten vergeht die Bitterkeit, ist eine alte Erfahrung, die wohl jeder an sich selber erfahren hat. Welche füreinander beten, können sich unmöglich hassen und befehden. (KS 5, S.208)

Die wirklich wichtigen, entscheidenden Wahrheiten im Menschenleben hat der liebe Gott so klar und einfach an den Tag gelegt, daß jeder, der nur rechtschaffen die Augen auftun will, sie gewahren und, so viel nötig, begreifen kann. (RV 1861, S. 483)

Die Kunst des Zeitungsschreibers besteht nun auch darin, daß er seinem Publikum, von dessen Gnade und Geldbeutel er wesentlich abhängt, alle Tage und immer wieder auf's neue bald so, bald anders die Erwartungen spannt und also dafür sorgt, daß der Lesedurst nicht ausgeht. Etliche verstehen sich meisterlich auf diese Kunst; wenn gerade nichts „Besonderes„ da ist, lügen sie allerlei Ungeheuerlichkeiten in die Welt hienin, aber verstehen es, Zank und Streit mit dieser oder jener Partei in stets frischer Blüte zu erhalten, wobei es an Skandälern nicht fehlen darf. Das ist ihr Salz und Pfeffer auf dem täglichen Eßtisch der Zeitung, und das gewöhnliche Publikum müßte das gewöhnliche Publikum nicht sein, wenn es nicht immer wieder mit demselbigen Appetit anbiß. (RV 1861, S. 586f.)

Indessen dürfte es doch sehr zweifelhaft sein, ob jemals in der Welt die Leichtgläubigkeit größer gewesen als jetzunder, ob jemals so unverschämt und beharrlich gelogen worden ist, auch im Namen und im Dienste der »Aufklärung« und des »Fortschritts«, als in unseren Tagen, und ob jemals die tatsächliche Verwirrung der Köpfe ein solches Maß erreicht hat, als man sie, sieht man nur recht nüchtern in die Welt hinein, allenthalben findet. (RV 1861, S. 618)

Das Lachen aus heiterem Herzen ist mehr wert als die längste und schärfste Predigt. (RV 1861, S. 676)

Die christliche Liebe ist entflohen, wo der Glaube abhanden gekommen. Wo die Liebe aber verschwunden ist, da hört der Segen auf, da ist der Friede unmöglich, denn dort erheben die Leidenschaften, vor allem der unbändige Hochmut und die nie rastende Habsucht, ihr Haupt und streben mit Gewalt nach der Herrschaft. (RV 1861, S. 809)

Der junge Mensch soll aus sich heraus fröhlich sein; kann er das nicht, so ist er ein armer Mensch. Es gibt ohnehin so viel im täglichen Leben, was geeignet ist, den Frohsinn aus dem Menschenherzen herauszupumpen. (KS 5, S.221f.)

Alles oberflächliche Urteilen ist, wenn nicht eitle Anmaßung, doch vom Übel. (KS 6, S.115f.)

Der große Haufe müßte nicht der große Haufe sein, wenn er Versprechungen von schönen Dingen, sie mögen von einer Seite kommen, woher sie wollen, nicht nachliefe und darauf seine hoffnungsreichen Pläne baute. Es hat noch nie bei der Masse einer das Mindeste ausgerichtet, wenn er sich nicht auf schöne Verheißungen und Versprechungen verstand. Ob man hintennach imstande ist, das Versprochene auch zu halten, die schönen, in Aussicht genommenen Dinge auch herbeizuschaffen, darauf kommt es wenig an; die Masse glaubt alles und hofft das beinahe Unmögliche, wie oft sie auch erfahren muß, daß der Versprecher sich eigentlich doch nur versprochen hatte. (RV 1862, S.296)

Verdächtigen, wo sich niemand verteidigen kann, ist sehr leicht. (KS 2, S. 487)

Das ehrliche Gebet, es mag aus noch so verirrten Herzen kommen, ist durchaus nicht vergeblich. (KS 5, S.237)

Auf dem Glauben ruht das Leben; das soziale Leben ist der lebendige Ausdruck des Glaubens, mag es beschaffen sein, wie es will. (KS 5, S.238)

Wer die Wahrheit liebt, verteidigt sie auch, wird sie angegriffen. (KS 5, S.240)

Die wahre christliche Liebe muß auf's neue die Welt erobern, der Wahrheit die Wege bahnen, sie selber wieder verständlich machen, die Herzen gewinnen, dann werden die Köpfe von selber klarer. (KS 5, S.244)

Die Kirche kann und darf sich von der sozialen Frage nicht zurückziehen, sie darf das bürgerliche Leben ihren geborenen oder geschworenen Feinden nicht allein überlassen, sie muß ins Leben hineintreten und den Kampf mit ihren Widersachern nicht scheuen. (KS 5, S.262)

Die Tüchtigkeit aber wird nicht spielend erworben und ist keine Frucht des Leichtsinns, sondern ernster und anhaltender Anstrengungen, Entbehrungen und guter Gewohnheiten. (KS 5, S.293)

Wenn‘s um ein irdisches Geschäft, um zeitlichen Gewinn geht, dann achten die Leute kein Beschwer und keine Anstrengungen, unterziehen sich Unbequemlichkeiten und Mühen, wie sie kaum die menschliche Natur auszuhalten imstande ist; und alle Welt findet dies wieder in Ordnung, sogar nichts Besonderes dabei. ... Sobald aber irgend jemand um des Himmelreiches willen auch nur aus dem täglichen Geleise tritt, um Himmelslohn irgendwelche ungewöhnliche Mühe auf sich nimmt, da wird gar leicht viel Aufhebens gemacht; oder man hält einen solchen ‚Enthusiasten‘ für halb, wenn nicht ganz verrückt oder noch eher und vielfältiger für einen Heuchler, weil gewisse Leute gar nicht mehr begreifen können, daß man überhaupt um Lohn ‚in der anderen Welt‘ sich auch nur rühren möge. (KS 7, S.128f.)

Wo kein Opfer, dort keine Liebe. (RV 1863, S. 556)

Andere Leute werden unzufrieden gemacht, weil man ihnen mit besonderer Vorliebe immer die Schattenseite unserer Zustände vor Augen gehalten. Endlich meint dann auch der ruhigere Mensch, es sei mit diesem oder jenem nicht mehr auszuhalten, sein Unmut und Zorn wendet sich gegen das, wogegen man ihn einzunehmen gewußt, und die Unzufriedenheit damit ist fertig. Man mag ihm von anderer Seite dieselbe Sache noch so vernünftig darstellen, das Gute daran hervorheben, die Schwächen zugestehen und erklären; hat sich das Herz einmal gegen etwas gewendet, ist es nicht mehr fähig, das Gute daran nach Gebühr zu schätzen. (RV 1863. S. 694 f.)

Man kann nur das mit Erfolg pflegen, bessern und erziehen, was man gründlich kennt. (KS 5, S.291)

Das Glück der Ehe hängt nicht von Reichtum und Wohlstand ab! Ob gute oder schlechte Kleider, ob feine oder derbe Kost, ist endlich im Grunde einerlei; der Reichtum ist an sich selbst kein wirkliches Glück. Das Glück der Familie aber ist wirkliches Glück, und darum sind in diesem Punkte nach einer wunderbaren Einrichtung der göttlichen Vorsehung alle Menschen einander gleichgestellt. (KS 5, S.358)

Es liegt in der Natur des Menschen, das selbstverschuldete Leid vor der Welt zu verbergen. Äußeres, unverschuldetes Leid scheut sich der Mensch nicht, vor anderen zu offenbaren, es erzeugt ihm fremdes Mitleid, aber das selbstverschuldete Leid ... verbirgt er, so gut er kann; und so kommt es, daß sehr viel Leid und Unglück vor der Welt verschwiegen und in einem bitteren und versauerten Herzen herumgetragen wird. (KS 5, S.357f.)

In der Wahl der Mittel nimmt der Fanatismus es nie genau. (KS 8, S.113)

Die Politik ist nicht die Lehre vom Wünschenswerten, sondern vom Möglichen, endlich vom zweckmäßig Besten, wenn nur das Recht gewahrt bleibt. (RV 1864, S. 361)

Gott hat die Welt nicht für einen, sondern für viele Menschen geschaffen, die in Gemeinschaft miteinander leben sollen. Allein kann der einzelne Mensch für die Bedürfnisse seines Lebens nicht sorgen, er hat fremde Hilfe notwendig und muß darum seinesgleichen suchen.(KS 5, S.359)

Es gibt kein so inniges und zartes Verhältnis als das Verhältnis zwischen Eltern und Kindern, und Vater und Mutter werden so genannt bis vor den Richterstuhl Gottes. Wer vermöchte alles zu sagen und aufzuzählen, was dazu gehört, einen Menschen zu erziehen. (KS 5, S.361)

Jesus Christus, Gottes Sohn, ist die gewaltigste Weltwahrheit, die wir besitzen. (RV 1865, S. 68)

Es allen Menschen... recht machen, immer recht machen, ist sicher unmöglich. (RV 1865, S. 521)

Zuletzt währt Aufrichtigkeit und Ehrlichkeit am längsten, auch in der Politik. (RV 1865, S. 637)

Es ist eine traurige Erscheinung im Menschenleben, daß das Unglückliche, namentlich wenn etwas von Schande daran haftet, so schnelle Verbreitung findet und die Geister zu den abenteuerlichsten Ausschmückungen und Erweiterungen des Geschehens anspornt. (VK 1866, S. 20)