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Zitate Adolph Kolpings (5)

Mir sind die Leiden im Leben noch immer mehr wert gewesen als alles bloß äußere Glück, als aller Ruhm usw. Sie haben mich weicher gesotten und mich Mitleid gelehrt, und darum: Gott sei Dank auch für die Leiden. (KS 2, S. 184)

Zwar hat Gott der Herr die Arbeit, die harte, schwere Arbeit nicht von euch genommen, aber die Arbeit ist durch die christliche Religion eine Ehre geworden, der Weg der Arbeit soll euch der wahre Weg zum Himmel werden. (KS 4, S.55)

Befolget die Lebensregel des h. Ignatius: ‚Bei allem, was du tust, arbeite so, als ob der Erfolg einzig von deiner Bemühung abhinge; erwarte aber diesen Erfolg so ganz von Gott, als ob du von deiner Seite gar nichts tun könntest.‘ Das heißt, verbindet mit der eigenen Anstrengung, mit dem Aufgebote aller Kräfte das unbedingteste Gottvertrauen. (KS 4, S.56)

Nur das Gleichartige taugt zusammen und wirkt gedeihlich zusammen. (KS 4, S.61)

Menschen, die nicht unseres Glaubens sind, verdienen unsere Liebe oft doppelt. (KS 4, S.79)

Das Menschenherz ist vom Schöpfer so eingerichtet, daß es lieben muß, d.h., daß es sich an etwas hingeben muß, was es nicht selber ist. Dieses Sich-Hingeben kann das Menschenherz, will es anders glücklich sein, nicht missen; denn die Liebe kann und will nicht allein sein. (KS 9, S.289)

Wer die Menschen in ihren natürlichen Verbindungen auseinandersetzt und dann jeden frei gewähren läßt, verdirbt die Menschen immer. (FS 1853, S. 156)

Die Menschen sind alle nach Gottes Ebenbild geschaffen und sollen darum respektiert werden. (VK 1854, S. 2 f.)

Die katholische Kirche siegt am leichtesten durch die möglichst vollkommene Darstellung ihrer selbst in Lehre und Leben. (VK 1854, S. 121 f.)

Unser Glaube an Gott hat uns den Glauben an die Menschen, auch selbst in ihrem Elende, erhalten, und je mehr wir diesen Glauben übten, um so größer ist er gewachsen. (KS 4, S.99)

Listige Diplomatie ist nach meinem Dafürhalten die schlechteste Empfehlung auf Erden, gerade, ehrliche Offenheit aber das erste Erfordernis für einen Menschen, mit dem ich in irgendwelchen näheren Verkehr zu treten beabsichtige. (KS 4, S.100)

Von dem Wahne bin ich gottlob längst geheilt, wenn er mich je geplagt hat, es allen Menschen recht zu machen, es mit niemandem verderben zu wollen; vielmehr bin ich gerade umgekehrt des festen Glaubens, daß man nicht besser daran ist und nicht gründlicher wirkt, als wenn man einen gewissen Teil Menschen zu offenen und erklärten Feinden erworben hat. (KS 4, S.102)

Ein Ochs sieht die Welt ochsig an, ein Esel eselhaft, ein bloßer Sinnenmensch sinnlich und ein Christ christlich. Der Unterschied ist oft gar nicht zu ermessen. (KS 4, S.103)

Auf unser tätiges Christentum kommt's an, ob die Welt zu christlicher Ordnung zurückkehrt. Nur dürfen wir dieses tätige Christentum nicht zwischen Kirchenmauern und Krankenstuben allein oder in unseren nächsten häuslichen Kreis einschließen wollen, sondern wir müssen es frisch und wohlgemut ins bürgerliche Leben hinaustragen. (KS 4, S.109)

Der Haufen macht‘s nicht aus, sondern daß die Mitglieder tüchtige Leute sind. Mit zehn tüchtigen Leuten richtet man viel mehr aus als mit hundert, mit denen man nicht weiß, was man machen soll. (KS 4, S.117)

Wer sich an Gott hält, den läßt er niemals fallen, und wenn Gott hilft, geschieht das Gute trotz den Menschen. Wer aber sich selbst sucht, von dem will Gott nichts wissen und dem helfen dann auch alle bloß irdischen Mittel nicht. (KS 4, S.118)

In der Tüchtigkeit im Berufe liegt ein Hauptgrund der inneren Zufriedenheit, des rechten, zuständigen Selbstbewußtseins, was den Mann ziert, und jener Ehre vor der Welt, die eigentlich niemandem fehlen soll. (KS 4, S.127)

Bilden heißt gestalten, formen, ausprägen, und je schärfer und vollkommener das geschieht, um so richtiger und wirklicher schreitet die Bildung vorwärts. (KS 4, S.132f.)

Christus ist der auf Erden in der menschlichen Natur erschienene Sohn Gottes, das sichtbare Urbild, wonach der Mensch soll gebildet werden. (KS 4, S.136)

Die lebendige Erkenntnis des Erlösers also, welche die Liebe zu ihm notwendig einschließt, ist gleichsam das Herz, der Pulsschlag der wahren Bildung. (KS 4, S.138)

Aber, nun kommt das gewichtige Aber: Ist Wissen auch schon Bildung? Man kann ungeheuer viel wissen und ein grundschlechtes Möbel im Haushalt Gottes sein; man kann sehr, fast unmenschlich gelehrt sein und zugleich eine wahre menschliche Fratze, ein lebendiger Hohn auf das ewige Urbild, auf Gott. Also, Wissen an sich ist gut, aber nur die notwendige Vorbedingung zur Bildung, gewissermaßen für den Menschen ein Werkzeug, womit er Gutes machen, aber auch Grundschlechtes ausrichten kann. (KS 4, S.143)

Soziale Leiden heilen nicht von selbst; sie haben ihren Grund in früher gemachten sozialen Fehlern, und wenn die Ursachen nicht entfernt werden, muß der Fehler Leiden erzeugen. (KS 4, S.157)

Wenn man Freud und Leid miteinander teilt, wächst man zusammen. (RV 1854, S. 186)

Da von Gottes und Rechts wegen die Kinder erzogen werden von denen, die ihnen das Leben gegeben, so geht das die Eltern an, denn die Erziehung ist selbst Leben. (RV 1854, S. 212)

Die Eltern sind das lebendige Buch, wonach die Kinder sollen und müssen erzogen werden. (RV 1854, S. 213)

Drei Viertel von unseren Leiden und gut die Hälfte des vierten Viertels entspringen einzig aus der übertriebenen Meinung, die wir von unseren Verdiensten haben, und aus den Anstrengungen, die wir aufwenden, um unsere Stelle in der Welt größer zu machen. (RV 1854, S. 340)

Der alltägliche Mensch muß bisweilen dem Alltäglichen aus dem Wege gehen, damit er für das Alltägliche endlich wieder offenen Sinn und Verstand empfängt. (RV 1854, S. 358)

Wer wissen will, was für ein Patron er selbst ist, muß auf sich acht haben, was er gern tut und treibt, wenn er allein ist oder wenn er auf Reisen oder in einer fremden Umgebung in der Ferne sich befindet. Dann fühlt sich der Mensch freier, und viel lieber läßt er sich gehen, als wenn er unter seiner gewohnten Umgebung lebt, wo alle Welt ihn kennt, viele ihn im Auge behalten und tausend und abertausend Rücksichten und Umstände ihn hemmen, zügeln und einschränken. Man lernt deshalb die Menschen auch in vieler Beziehung am leichtesten und besten auf der Reise und in der Ferne kennen, wo endlich jeder sich gerne ein wenig mehr als daheim gehenläßt. (RV 1854, S. 385)

Anfangen, wirklich anfangen, das ist die Hauptsache; andern Mut gemacht, selbst tapfer voraufgegangen, und Gott wird helfen. (KS 2, S. 213)

Besser, ich suche den Leuten wirklich zu nützen als bloß zu gefallen; besser, ich werde bisweilen unangenehm als gefährlich; besser, ich mache den Leuten hier und da irdische Kopfschmerzen als ewige Herzenspein. (KS 4, S.172)

Nur vor einem will ich mich von vornherein ernstlich verwahrt wissen, daß ich nämlich trotz allen gemachten Erfahrungen überall und in allen Teilen den Nagel auf den Kopf getroffen und treffe und deshalb geradezu meine Meinung anderen Leuten als unfehlbaren Maßstab des Handelns aufzwingen wolle. (KS 4, S.175)

Dinge, um die man nie eine rechte Mühe gehabt, die einem im Grunde keine Sorgen noch Leid gemacht, wachsen einem nie rechtschaffen ans Herz, die freuen hinten nach bei weitem nicht so, als wenn man sich für etwas tüchtig hat abplagen müssen. Damit dir der Gesellenverein ans Herz wächst, mußt du Not und Sorge darum haben. (KS 4, S.188)

Hier wird es also darauf ankommen, daß Christentum dem Geiste und der Praxis nach ins wirkliche gesellschaftliche Leben hineinzutragen. (KS 4, S.190)

Glaubt nicht, meine Lieben, daß wir solche Menschen wollen, die sich hinsetzen und Rosenkränze beten und dann mit ihrer Pflicht versöhnt sind. Von einer solchen Frömmigkeit wollen wir nichts wissen, d.h., beten wie Christen wollen wir, aber auch arbeiten, denn dafür hat unser Herrgott die Kräfte gegeben. (KS 4, S.205)

Tue Gutes, wo Du kannst ohne Ansehen der Person, und wer der Hilfe bedarf, wo Du sie leisten kannst, der ist Dein Nächster. (KS 4, S.224)

Das waren für das kirchliche Leben gerade die schlechtesten Zeiten nicht, wo sie betteln ging. Aus Bedrängnis und Not hat sie nur immer frische Jugendkraft hervorgeholt, mit der sie die Welt überwindet. (KS 9, S.329)

Schön reden tut's nicht, die Tat ziert den Mann. (RV 1855, S. 163)

Wer anderen Leuten die Wahrheit sagen will, muß sie selbst vertragen können. (RV 1855, S. 699)

Die Menschen sind weniger hartherzig als gemächlich und saumselig und geben sich zu leicht zufrieden, wenn es ihnen selbst leidlich gut geht. Gewiß wäre es schön, wenn das heilige Weihnachtsfest, an dem Gott den Menschen die größte Wohltat, die ihnen zuteil werden konnte, auf die Erde herabbrachte, auch von den Menschen hinwieder zu einem wahren, christlichen Wohltätigkeitsfeste gemacht würde und man nicht bloß am heiligen Abende seine eigenen Kinder und Freunde frohmachte, sondern gerade vorzugsweise diejenigen, die gewissermaßen direkt die Stelle des armen Jesuskindes vertreten, an die der Heiland namentlich seine Rechte abgetreten hat. (RV 1855, S. 807)

Mit dem »Frieden auf Erden« ist's aber in heutigen überpolitischen Zeiten eine gar kuriose, faule Sache, wie der Augenschein und die tägliche Erfahrung lehrt nah und fern. Daß unser Herrgott oder, was eigentlich dasselbe ist, das Christentum nichts dafür kann, wenn die Menschen auf Erden keinen Frieden halten, sich katzbalgend in den Haaren liegen und sich den teuren Tod antun möchten, ist auch sonnenklar für jeden, der die Augen auftun will. Die Schuld liegt allein an den Menschen selbst, denen es zwar durchaus nicht an Willen, verstehe an Eigenwillen, aber gar sehr an gutem Willen fehlt. (RV 1855, S. 810)