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4. Seminar und Priesterweihe

 

Nach wohlbestandener Aufnahmeprüfung wurde der bisherige Student ein Alumne jene Anstalt, die den Zweck hat, dem Kandidaten des geistlichen Standes die letzte und nächste, daher meist praktische Vorbereitung zum Priestertum zu bieten. Schon der Talar, in den der in jedes Haus Eintretende sich kleidet, mehr noch die ganze Ordnung und Einrichtung, der Geist, von dem das ganze Leben und Weben in einer solchen Anstalt durchgedrungen ist, erinnert den jungen Mann an die Höhe und Tiefe des heiligen Berufes, den er ergriffen hat. Kolping hatte sich wahrlich nicht träumend der Schwelle des Heiligtums genaht. Das Leben der letzten zehn Jahre, ein an Mühen und Entsagungen gewiss unendlich reiches, war bereits eine den ganzen Menschen ergreifende Vorbereitung zu dem Stande, zu dem es ihn wie mit Gewalt zog. Ihm fiel daher auch im Seminar nichts hart und schwer;…

Der Weihbischof und Dompropst Dr.  Claessen erteilte Kolping sämtliche Weihen – die zum Priester am 13. April 1845, am dritten Sonntag nach Ostern, in der Minoritenkirche.

Ein großer Schmerz war es für Kolping, dass sein alter Vater unter den bei der Weihe anwesenden Verwandten und Freunden fehlte. Schon geraume Zeit vorher war der gute Peter Kolping von einem der schmerzlichsten körperlichen Übel befallen worden. Dasselbe hatte seinen Anfang in einer dicken Geschwulst auf der Unterlippe. Auf den Rat eines Arztes, sich diese „Blatter“ ausschneiden zu lassen, war Kolpings Vater nicht eingegangen. Bald bildete sich ein Krebs aus, der immer weiter wucherte und ihn endlich tötete. Es war ein furchtbares Leiden, das man, wie Augenzeugen uns erzählten, kaum ansehen konnte. Mit größter Liebe und Aufopferung pflegte besonders die Tochter Katharina den Kranken... In der Nacht vor dem Tage der Weihe Adolphs, den er so gerne noch als Priester am Altare gesehen hätte, wurde er von seinem Leiden durch den Tod erlöst....

Der Verstorbene war am Vorabend vor der Weihe seines Sohnes wunderbar getröstet worden. Er sprach fast immer von der Feier der Primiz seines Sohnes. In der letzten Nacht erwachte er aus einem ruhigen Schlaf, blickte seine Tochter wie mit verklärtem Blick an und erzählte ihr, wie er im Traume die ganze Primiz-Feierlichkeit gesehen; er schilderte dieselbe ganz umständlich, die Zahl der Priester, die anwesend, die er sogar alle mit Namen nannte, die Verzierungen am Alter und in der Kirche. ...

Priesterseminar1897

Das erzbischöfliche Priesterseminar.

mikialtstich

Die Minoritenkirche im 19. Jahrhundert.

Zur Fortsetzung der Biografie

Teil 5: Elberfeld

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